Das Treffen mit GLU war der zweite Termin den wir in Indien hatten. Zu dem Zeitpunkt des Treffens befanden wir uns erst seit 3 Tagen in Indien und waren noch sehr überwältigt von den ersten Eindrücken. Wir trafen uns mit den Gründerinnen der Gewerkschaft am späten Nachmittag in ihrer Einrichtung. Wir wurden sehr herzlich empfangen und nach einer kurzen Vorstellrunde begannen sie uns zu erzählen was GLU genau ist und was sie alles in den letzten Jahren bereits erreicht haben.
GLU ist die Kurzform für Garment Labour Union und eine von Frauen geführte Gewerkschaft in Bangalore. Die Gewerkschaft hat sich als Aufgabe gemacht die Arbeiterinnen und Arbeiter in der Textilindustrie über ihre Rechte aufzuklären und sie bei der Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen zu unterstützen.
Die Gründerinnen von GLU waren für viele Jahre selber Leidtragende der schlechten Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie. Dadurch verstehen sie die Probleme der Arbeiterinnen und Arbeiter.
Die Gewerkschaft zielt darauf ab, die kollektive Stärke der Arbeitnehmer in der Branche aufzubauen und ein Leben in Würde und Sicherheit zu gewährleisten.
Doch die Arbeiterinnen zu ermutigen, in die Gewerkschaft einzutreten ist alles andere als einfach. Denn Sich für eine gemeinsame Sache zu organisieren, ist für die meisten Arbeiterinnen neu. Kollegen am Arbeitsplatz oder die eigene Familie entmutigen sie sich an Gewerkschaftsaktivitäten zu beteiligen. Es ist für viele Arbeiterinnen schwer vorstellbar ihnen Managern gegenüber zu treten und für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen da sie enorm eingeschüchtert werden und permanent unter Druck stehen.
Viele der Fabrikbesitzer sind Gewerkschaften feindlich gesinnt. Sie schikanieren Gewerkschaftsmitglieder und drohen sogar mit dem Verlust von ihrem Job.
Ich persöhnlich fand es sehr beeindruckend und bewunderswert was das Team von GLU bisher erreicht hat. Die Gewerkschaft wurde 2012 gegründet und nun 6 Jahre nach der Gründung über 5.000 Mitglieder. Ihre steigende Popularität ermöglicht ihnen zunehmend besseren Einfluss auf die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie zu nehmen. Das Team von GLU bekommt circa 45 Anfragen pro Monat von Arbeitern die um Hilfe bitten.
GLU veranstaltet mehrmals die Woche Gruppentreffen wo den Mitgliedern der Gewerkschaft beigebracht wird wie sie ihre Rechte geltend machen können. Zudem ermöglichen die Treffen den ArbeiterInnen das sie unter einander Erfahrungen teilen können, sowie sich gegenseitig zu unterstützend.
Nach unserem eigentlichen Treffen mit dem Team von GLU durften wir dann noch bei einem solchen Gruppentreffen dabei sein und selber mit einem Teil der Mitglieder in Kontakt kommen. Dies war definitiv eine sehr prägende Erfahrung und ich bin dem Team von GLU dankbar, dass sie uns dies ermöglicht haben. Als wir auf die ArbeiterInnen trafen waren Anfangs viele von ihnen sehr aufgeregt aber auch überrascht uns Schüler plötzlich zu treffen.
Obwohl ich schon viele Geschichten über die Arbeitsbedingungen in einer konventionelle Fabrik gehört hatte, erschreckte es mich trotzdem was die ArbeiterInnen berichteten.
Sie beschrieben uns ihre Arbeitsbedingungen und erzählten von zahlreichen Vorfällen, welche den ArbeiterInnen immer wieder das Gefühl geben das sie weniger Wert sind als ihre Vorgesetzten. Dies hat mir einmal mehr vor Augen gefühlt wie wichtig Gewerkschaften wie GLU sind. Die Arbeiter brauchen Zuspruch und Unterstützung damit sie nicht Anfangen die widrigen Umstände in der konventionellen Textilindustrie zu akzeptiere.
Weitere Informationen zu GLU: http://glu.org.in/
Romy